Chat GPT: faszinierend und beängstigend zugleich (08.03.2023)

    (Harry Wunschel) Mit ChatGPT kommt eine Künstliche Intelligenz (KI) über die Hintertür mit voller Wucht im BBS-Schulalltag an. Ungewollt müssen sich die BBS-Lehrkräfte mit diesem Chatbot bei der Gestaltung ihres Unterrichts auseinandersetzen. Seit seinem Start im November gewinnt ChatGPT nach Aussagen aus der Wirtschaft rund 100 Millionen Nutzer monatlich hinzu.

    Schreiben Sie uns ihre ersten Erfahrungen mit ChatGPT und/oder ihre Meinung zu dem Chatbot an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Wir veröffentlichen gerne ihre Aussagen anonym im nächsten vlbs-ticker.

    Was ist ChatGPT?

    Das „altmodische“ Wikipedia nennt ChatGPT den Prototyp eines textbasiertes Dialogsystems (Chatbot), welches auf maschinellem Lernen beruht. ChatGPT (generative pre-trained transformer) selbst antwortet immer etwas ausführlicher, deshalb nur ein Ausschnitt: „Es handelt sich um eine künstliche Intelligenz (KI), die entwickelt wurde, um mit menschlichen Benutzern auf natürliche Weise zu interagieren und ihnen bei verschiedenen Aufgaben und Anfragen zu helfen. ChatGPT ist in der Lage, menschenähnliche Antworten auf eine Vielzahl von Themen zu geben, einschließlich Wissenschaft, Technologie, Geschichte, Unterhaltung und mehr.“

    Wie komme ich zu ChatGPT?

    Ein kostenloser Testzugang mit Registrierung ist bei der Entwicklerfirma OpenAI unter https://chat.openai.com/auth/login möglich. Um mit ChatGPT auf Deutsch zu kommunizieren, muss man dem Chatbot einen Hinweis geben.

    Für die folgenden Fragen zum Einsatz im Unterricht wurde auch ChatGPT selbst genutzt.

    Wie kann ChatGPT den Unterricht unterstützen?

    Durch die Eingabe von individuellen Lernzielen kann der Chatbot Lehrtexte schreiben und Aufgaben personalisiert für die Schüler zur Verfügung stellen, die im individuellen Lerntempo bearbeitet werden können. Sie ist damit zeitsparend im zieldifferenten Unterricht mit beeinträchtigten Schülern zur individuellen Förderung einsetzbar.

    ChatGPT kann den Schülern ein Feedback zu ihrem Lernfortschritt geben und für die Lehrkraft den Lernfortschritt dokumentieren. In Fremdsprachen sowie Deutsch kann bspw. für einen Text ein Feedback zu Grammatik, Rechtschreibung und Ausdruck gegeben werden.

    Zur Vorbereitung auf Klassenarbeiten kann ChatGPT den Schülern als Lernplattform dienen, die zeit- und ortsunabhängig und sogar in Gruppen nutzbar sind. Zu angegebenen Lerninhalten wäre es möglich, personalisierte Fragestellungen vom Chatbot generieren und Antworten kontrollieren zu lassen. Zusätzlich können Lerninhalte effektiver vertieft werden.

    ChatGPT ist in der Lage für Lernerfolgskontrollen gezielt Fragestellungen zu entwerfen. Bei der Korrektur können sogar einfache Schülerantworten auf ihre Richtigkeit überprüft und mit Punkten bewertet werden. Zum Abschluss eröffnet der Chatbot die Möglichkeit, ein individuelles Feedback an die Schüler zu geben.

     

    Woran entzündet sich die Kritik an ChatGPT?

    Auf der einen Seite ist es beeindruckend, wie gut ChatGPT Texte zusammenfassen, Berichte über Einzelthemen oder ganze Argumentationen formulieren kann. Mithilfe von Schlüsselbegriffen können sogar kreative Geschichten oder Gedichte entworfen werden. Damit wird es aber für die Lehrkraft immer schwieriger festzustellen, ob eine Hausaufgabe mit eigenen Ideen gelöst und eine Projekt-/Hausarbeit oder besondere Lernleistung selbstständig verfasst wurde.

    Ein weiterer ausschlaggebender Kritikpunkt ist, dass Schüler im Unterricht von ChatGPT sehr schnell und umfangreich Antworten zu Fragestellungen der Lehrkraft erhalten können, ohne großen Aufwand, ohne ein Hinterfragen und ohne damit einen echten Lernfortschritt für sich selbst zu erzielen. Darüber hinaus werden sowohl Vorurteile und Stereotypen verstärkt als auch auf diskriminierende, rassistische oder sexuelle Fragen manchmal unangemessene Antworten gegeben.

    Darüber hinaus sind auch noch viele datenschutzrechtliche Fragestellungen ungelöst. Zudem kann es durch zu viele Nutzer in Stoßzeiten zu einer Überlastung der Server kommen, weswegen sich die Antworten von ChatGPT stark verzögern.

    Generell ist der Informationsstand von ChatGPT auf dem Stand von 2021, ein Text zum aktuellen Ukraine-Krieg macht deshalb Schwierigkeiten. Da die verarbeiteten Daten alle aus dem frei zugänglichen Internet stammen und nicht bewertet werden, kann der Chatbot nicht immer richtige von falschen Aussagen unterscheiden.

    Bei tiefergehenden fachlichen Fragestellungen erhält man von ChatGPT auch falsche Antworten. An manchen Stellen sind Wertungen des Chatbots den Meinungen in Texten aus dem Internet geschuldet. Das bayerische Zentralabitur hat ChatGPT z.B. in manchen Fächer nur mit knapp ausreichender oder mangelhafter Bewertung geschafft, einzig in Geschichte erreichte es 9 Punkte.

    Wie geht man nun mit ChatGPT im Unterricht um?

    Eine Möglichkeit ist ein Nutzungsverbot für ChatGPT. So hat der Schulbezirk New York die Nutzung des Chatbots auf seinen Servern gesperrt.

    Nach Auffassung des vlbs kann man ChatGPT nicht wirksam verbieten, vielmehr sollten Richtlinien für den sinnvollen unterrichtlichen Einsatz schnellstmöglich vom Land aufgestellt werden. Ein KI-Gipfel könnte den Startschuss geben.

    In Bayern erarbeiten bereits einige BBS im Projekt KI@school Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz im Unterricht. Nordrhein-Westfalen bietet für seine Lehrkräfte neben einem Moodle-Kurs zur Einführung in die Nutzung von ChatGPT einen Handlungsleitfaden zum „Umgang mit textgenerierten KI-Systemen“ an:
    https://www.schulministerium.nrw/system/files/media/document/file/handlungsleitfaden_ki_msb_nrw_230223.pdf

    Die EU-Kommission hat einen Leitfaden für Lehrkräfte zur ethischen Nutzung von KI-Systemen herausgegeben:
    https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_22_6338

    Das PL greift auf das Lehrkräftebildungsinstitut in Bayern zurück und bietet seit 23.02.2023 ein 40-minütiges Online-Lernangebot zur Einführung in ChatGPT und seine Nutzung im Unterricht an. Darüber hinaus gibt es zwei Fortbildungen im Fach Deutsch und am 19. April eine Präsenzfortbildung zu KI in der BBS: Unterricht mit ChatGPT:

    https://newsletter.bildung-rp.de/index.php?id=32169&tx_ttnews[tt_news]=10292&cHash=e2e826c2cfdd64cff44045b1e6f95cfb

    Übrigens: Es gibt Programme, welche Texte erkennen können, die von ChatGPT formuliert wurden. Ansonsten werden Quellenangaben noch viel wichtiger werden.

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